Dahinsiechende Königin wieder zum Klingen bringen

Vereinsgründung in Ermstedt: Orgelfreunde setzten sich für Restaurierung der Hesse-Orgel ein

In Ermstedt hat sich Foto: Jens König In Ermstedt hat sich Foto: Jens König

Ermstedt. Seit mindestens vier Jahrzehnten schweigt die Hesse-Orgel in der Ermstedter St.-Andreas-Kirche. Als ersten Schritt zur Orgelrestaurierung haben die Fachleute von der Orgelbauerfirma Jehmlich aus Dresden im vergangenen Sommer eine Bestandsaufnahme gemacht und daraufhin ein Leistungsverzeichnis erstellt. Damit war ein erster Schritt zur Orgelrestaurierung getan. Lose Tasten, eine kleine Pfeife des Instruments und sogar einen Nagerschädel entdeckten die Experten damals auf der Klaviatur.

Jetzt haben 20 engagierte Ermstedter den Verein "Orgelfreunde der Hesse-Orgel Ermstedt" ins Leben gerufen. Mit dem Ziel, die Kirchengemeinde und die Denkmalexperten in ihren Bemühungen zu unterstützen, die Orgel wieder zum Klingen zu bringen. Der Verein kann sich dann beispielsweise um Fördermittel bemühen, Spenden sammeln oder Benefizaktionen organisieren.

"Seit Jahren bereitet uns das Dahinsiechen der Orgel in der St.-Andreas-Kirche in Ermstedt Sorge", erklärt Roland Voigt, Superintendent im Ruhestand. "Diese Orgel fehlt im kulturellen Leben des Ortes ungemein." Zudem sei sie auch ein wertvolles Denkmalinstrument im mittleren Thüringer Raum aus der einstmals bedeutenden Orgelbauer-Dynastie Hesse, das auch heute noch höchsten handwerklichen Qualitätsansprüchen genügt.

Leistungsverzeichnis als erster Schritt erstellt

Seit etwa 40 Jahre wird diese Orgel nicht mehr gespielt, erinnern sich die älteren Ermstedter. "Sie ist durch starke Verwahrlosung und Vandalismusschäden gänzlich unbespielbar geworden und hinterlässt trotz der sehr ansprechenden Prospektansicht einen traurigen Zustand", so Voigt.

Die Kirchengemeinde wie auch die um die Orgel besorgten Bürgerinnen und Bürger wollen gemeinsam dafür sorgen, dass das wertvolle Instrument zu Gottesdiensten und Konzerten wieder zu hören ist und damit auch das kulturelle Leben im Ort bereichert wird.

Mit dem der Kirchengemeinde mittlerweile vorliegenden Leistungsverzeichnis ist der Anfang gemacht auf dem Weg hin zu einer fachkundigen Restaurierung. Es bildet die Grundlage für die Ausschreibung. Wann die Restaurierungsarbeiten aber tatsächlich begonnen werden können, ist aus heutiger Sicht gänzlich ungewiss. Das hängt in entscheidendem Maß von den Finanzierungsmöglichkeiten ab. In Angriff genommen haben die Ermstedter das Projekt, weil Denkmalpfleger und die Evangelische Kirche Mitteldeutschland öffentliche Mittel zugesagt haben.

Die Gründer des Orgelvereins haben sich mit der Verabschiedung der Gründungssatzung auf die Fahnen geschrieben, das Interesse in der Öffentlichkeit für die Bedeutung und Erhaltung der Orgel zu wecken und zu erhöhen sowie durch vielerlei Aktionen die Restaurierungsarbeiten finanziell zu unterstützen. Erste Ideen dazu wurden schon ins Auge gefasst.

In der Gründungsversammlung wurde auch der Vereinsvorstand gewählt. An dessen Spitze stehen als Vorsitzender der Superintendent im Ruhestand Roland Voigt und als stellvertretender Vorsitzender der Kirchenälteste Falk Härschel. Zum Vorstand gehören weiterhin Peter Cramer, Andrea Emmler, Kantor Istvan Fülöp und Frank Neumann.

Bevor der Verein richtig tätig werden kann, muss noch die Eintragung ins Vereinsregister erfolgen und die Bestätigung des Finanzamtes über die Gemeinnützigkeit des Vereins eingeholt werden.

"Dann geht‘s richtig los. Und wir hoffen, dass in nicht allzu ferner Zeit diese Orgel wieder erklingen kann", sagt der Vereinsvorsitzende. Die Ermstedter wollen über ihre Hesse-Orgel sagen können, was Wolfgang Amadeus Mozart 1777 an seinen Vater geschrieben haben soll: "Die Orgel ist doch in meinen Augen und Ohren der König aller Instrumente."

Lydia Werner / 03.02.17
Z0R0121599174